Nachrichtenarchiv

 Das Archiv der veröffentlichten aktuellen Mitteilungen (ab August 2015) zum Nachlesen.

Verabschiedung Hospitalverwalter Roland Wersch


Abschied Wersch web

Spätestens als die Roland-Wersch-Allstar-Band mit der Bökelberg-Hymne die Bühne rockte und der ganze Saal mitklatschte, war klar: Dieser Abschied wird ein besonderer sein. Nach 33 Jahren Bürgermeister und 16 Jahren bei der Stadt Biberach konnte sich Roland Wersch so verabschieden, wie er es gewollt hatte: locker und launig.

Die Musik spielte an diesem Abend im Saal des neuen Feuerwehrhauses eine wesentliche Rolle. Ritchie Golz am Piano und Roland Werschs Sohn Adrian an den Drums gaben mit Chopin und Keith Jarrett sehr gepflegt und gekonnt den Ton der Veranstaltung an: anspruchsvoll, anregend – anders. Michael Nover (Klavier und Saxofon), Andreas Winter (singend), Ingoldingens Bürger-meister Jürgen Schell (Gitarre) und Josef Schneiderhan von der Volksbank (singend) bemühten Udo Lindenberg für ihren kabarettistischen Schwenk. Überhaupt Udo Lindenberg: Er ist neben Georg Danzer einer der Liedermacher, die Roland Wersch offensichtlich sehr nahestehen. Bevor er selbst in die Rolle des Entertainers schlüpfte und auf der Bühne Lindenbergs neuen Song „Wir ziehen in den Frieden“ sang, gab Wersch ein politisches Statement ab: Er habe jetzt 63 Jahre Frieden erlebt, wie ein gemeinsames Europa gebaut wurde, wie der Eiserne Vorhang fiel. „Wir müssen heute alles für den Frieden tun, auch die jungen Leute“, appellierte Wersch: „Wir müs-sen Haltung zeigen, aufstehen gegen Terrorismus und Diskriminierung. Wir dürfen uns nicht auf die Regierenden verlassen. Schweigen schwächt die Demokratie!“ Beifall.

„Wenn wir heute auf 16 Jahre Roland Wersch bei der Stadt Biberach zurückschauen, dann war das wirtschaftlich eine extrem erfolgreiche Zeit“, sagte Oberbürgermeister Zeidler in seiner Laudatio. Sein klares Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Biberach, aber auch eine kluge Wirt-schaftspolitik, die Stärkung der Unternehmen und auch der Hochschule hätten sich für die Stadt bezahlt gemacht. Die Gewerbesteuer habe bei Werschs Amtsantritt 2003 bei 37,5 Mio. Euro betragen, für 2019 erwarte man 115 Mio. Euro. Als Erster Bürgermeister und Hospitalver-walter sei Roland Wersch auch veritabler Waldbesitzer und -betreuer gewesen. Hier sei in sei-ner Ägide ein Reingewinn von 11,5 Mio. erwirtschaftet worden. Schwierig habe sich in dieser Zeit das Thema „Grunderwerb“ gestaltet. „Wir haben für 63,3 Mio. Euro Grundstücke erworben und für 67,3 Mio. veräußert“, sagte Norbert Zeidler. Stolz sei man auf die Gründung des Eigen-betriebs Wohnungswirtschaft im Jahr 2006, „mit dem wir es seit 2015 geschafft haben, dass wir auch wieder selber bauen dürfen.“

Zu nennen seien außerdem: die formidable Entwicklung des Hospitalquartiers zu einer echten Begegnungsstätte; der Neubau der Krippe im Talfeld; das IZBB mit einem Volumen von rund 20 Mio. Euro; der Grundstücksdeal mit dem Land mit dem Ziel, die Hochschule zu stärken; im Jahr 2013 die Auflösung der schwierigen Situation in der e.wa riss und aktuell die Gründung der kleinen Netzgesellschaft. „Lieber Herr Wersch, unsere Stadt, der Hospital, die Verbände und Organisationen, denen Sie vorstanden, verdanken Ihnen viel“, schloss Norbert Zeidler seine Lob-rede. „Ich bin mir sicher, dass Sie als freiheitsliebender Mensch mit Ihrer neu gewonnenen Frei-heit gut umgehen können.“

Hubert Hagel dankte Roland Wersch im Namen des Gemeinderats. Die mutige Neuausrichtung des Hospitalquartiers trage eindeutig seine Handschrift. „Auf diese Leistung dürfen Sie, der en-gagierte Hospitalrat sowie Ihre Mitarbeiter, stolz sein“, sagte Hagel. Ähnlich sei es bei der Über-gabe der Amtsgeschäfte der SWBC und der e.wa riss verlaufen. In einer schwierigen Situation sei Wersch „der berühmt-berüchtigte eiserne Besen“ gewesen, der notwendig war, um wieder klar Schiff zu machen. Wer für die hohe Qualität der Kämmerei letztlich verantwortlich sei, Ro-land Wersch oder Kämmereileiterin Margit Leonhardt, sei nicht definitiv auszumachen. Ver-mutlich sei es das „kongeniale Zusammenspiel zweier Alphatiere“, das den Erfolg gebracht ha-be. „Die Aufgaben des Liegenschaftsamtes zählten nicht durchweg zu Ihren Lieblingsbeschäfti-gungen“, schränkte Hubert Hagel ein: „Bei all den Erfolgsmeldungen ihrer Amtszeit stießen Sie hier gelegentlich an Ihre Grenzen.“ Anders bei der Gründung des Eigenbetriebes Wohnungs-wirtschaft. Damit habe er die Möglichkeit geschaffen, selbst mit dem Neubau von Sozialwoh-nungen in das Geschehen eingreifen zu können. Wann immer es notwendig war, habe Roland Wersch die Stadt ausgezeichnet repräsentiert, sagte Hubert Hagel. „Die OB-freie Zeit 2012 ha-ben Sie vorbildlich gemeistert und sich Sympathien von der Bürgerschaft, der Verwaltung und dem Gemeinderat eingefahren.“

Roland Wersch, der gewohnt schlagfertig und witzig punktuelle Antworten auf die beiden Re-den gab, wurde dann aber grundsätzlich: Er habe sich immer als Kommunalmanager gesehen, nicht als Makler. „Ich war ein dynamischer Macher mit einer quälenden Scharfzüngigkeit.“ Und er habe Strategien entwickelt, insbesondere für das Hospitalquartier. Das Restaurant Ropach dort einzurichten, sei die strittigste Entscheidung seiner Amtszeit gewesen. Er sieht diese Stra-tegie indes als richtig an, als „zeitgemäßen Bestandteil des Stiftungsgedankens“. Was bleibt für ihn? „Die Menschen, die Begegnungen, das gemeinsam Erreichte, die emotionalen Momente.“ Was seine Arbeit anbelangt, hielt er es mit dem Ex-Bundestagspräsidenten Norbert Lammert: Er habe die Arbeit gerne gemacht und nach besten Kräften und gelegentlich sogar mit Vergnü-gen. Und seine momentane Geisteshaltung? Die eines Mannes vom Niederrhein: Es kommt wie’s kommt. Es ist noch immer gut gegangen. Und dann gab die Roland-Wersch-Allstar-Band auf der Bühne ihr Bestes: all die genannten Musiker plus Oberbürgermeister Zeidler an der Gi-tarre und ein kleiner Teil der Stadtverwaltung im Chor singend: „Ja, wir schwören Stein und Bein, / auf den Jeck vom Niederrhein.“

Auf dem Bild:
Roland Wersch mit Frau Claudia und Oberbürgermeister Norbert Zeidler vor dem Bild, das Stadt und Hospital dem künftigen Pensionär zum Geschenk gemacht hat.

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